Fahrerdaten haben insbesondere bei Fahrern oft nicht den besten Ruf. Doch diese auf den ersten Blick als Kontrollinstrument wahrgenommene Maßnahme birgt interessante Möglichkeiten zur Herstellung eines besseren Rufs, und zwar als digitales Motivationswerkzeug. Moderne Systeme zum Fahrerkarte auslesen können nämlich nicht mehr nur Lenk- und Ruhezeiten erfassen, sondern diese Daten in spielerische Elemente verwandeln, die den Berufsalltag bereichern.
So können kluge Firmen, anstatt Fahrer nur zu überwachen, die ohnehin vorhandenen Informationen dazu nutzen, um positive Verhaltensweisen zu fördern. In den nächsten fünf Abschnitten behandeln wir daher fünf Konzepte genauer, wie Gamification im Transportwesen funktionieren kann: von Ranglisten über digitale Abzeichen bis hin zu maßgeschneiderten Herausforderungen.
Fahrer-Ranglisten und Performance-Leaderboards
Aus Videospielen kennt man ja bereits das brennende Gefühl der Revanche, wenn jemand eine bessere High-Score erzielt als man selbst. Das gleiche Prinzip kann im realen Fahrerleben mit Fahrer-Ranglisten und Performance-Leaderboards angewandt werden. Dadurch können alltägliche Fahrerdaten in spannende Vergleichsmöglichkeiten verwandelt werden. Was machen diese digitalen Anzeigetafeln? Sie können die ohnehin gespeicherten Informationen aus Fahrerkarten nutzen, um Leistungen sichtbar zu machen.
Peter, der sonst eigentlich eher ein ruhiger Typ ist, kann sich so plötzlich als besonders effizienter Fahrer an der Spitze wiederfinden. Etwa, wenn er besonders sparsam fährt oder seine Ruhezeiten optimal eingehalten hat. Ist das eingesetzte System gut, sollte es faire Vergleiche zwischen ähnlichen Routen und Fahrzeugen ermöglichen. Dadurch wird aus einem Kontrollinstrument ein Motivationswerkzeug. Fahrer können dadurch vergleichen, wo ihre Kollegen stehen und ebenso ihre eigenen Fortschritte sehen.
Ein gewisses Risiko ist hier allerdings dennoch gegeben. Ein solches System sollte mit Fingerspitzengefühl eingesetzt werden, denn es birgt auch Mobbinggefahren. Zum Beispiel, wenn der bisherige Außenseiter nun auch noch an der Spitze der Highscore steht oder eben das Schlusslicht darstellt. Doch wenn das Ganze gut umgesetzt wird, kann es zu einem positiven Wettbewerb führen, der sowohl Fahrern als auch Unternehmen nützt.
Digitale Abzeichen- und Belohnungssysteme
Digitale Abzeichen- und Belohnungssysteme verwandeln Fahrerkartendaten in greifbare Erfolge. Ähnlich wie die zuvor erwähnten Fahrerranglisten ist eine weitere Möglichkeit der Einsatz von virtuellen Auszeichnungen für gute Fahrpraxis. Auch das ist wieder an Videospiele angelehnt (Stichwort: Gamification).
Denkbar wäre ein “Eco-Star” Abzeichen, wenn es bestimmte Fahrer schaffen, besonders kraftstoffsparend zu fahren. Eine andere Idee wäre ein “Pünktlichkeits-Pokal” für wiederholend zuverlässige Lieferungen. Wie funktioniert das Ganze? Das geht über die gesammelten Daten der jeweiligen Fahrerkarte. Das System wertet diese automatisch aus und kann je nach vorher definierter Regeln bestimmte Belohnungen freischalten.
Des Weiteren wäre es denkbar, die Abzeichen nicht nur im virtuellen oder digitalen Bereich zu belassen, sondern sie in Punkte umzuwandeln. Diese Punkte könnten gegen reale Vorteile eingetauscht werden (z.B. Tankgutscheine, zusätzliche freie Tage, etc.). Auch hier ist wieder Fingerspitzengefühl bei der Personalabteilung gefragt. Doch der Vorteil dabei ist, dass dadurch besondere Leistungen hervorgehoben werden können, die sonst unbemerkt bleiben würden.
Fortschrittsbasierte Qualifikationsstufen
Mithilfe von fortschrittsbasierten Qualifikationsstufen können die entsprechenden Systeme Fahrerkartendaten nutzen, um Fahrer von Anfängern zu Experten aufsteigen zu lassen. Am Anfang hat ein neuer Fahrer vielleicht die Bronze-Stufe, kann dann aber durch sicheres Fahren, Einhaltung von Ruhezeiten und optimalem Kraftstoffmanagement zur Silber-Stufe aufsteigen. Wird eine neue Stufe erreicht, erhält der Fahrer besondere Vorrechte. So dürften erfahrene Gold-Fahrer beispielsweise Zugang zu neueren Fahrzeugen erhalten oder anspruchsvollere Routen fahren.
Echtzeit-Feedback
Ähnlich wie mit den vorherigen Qualifikationsstufen können Echtzeit-Feedback und Coaching-Systeme sofortige Lernchancen in den Fahreralltag bringen. Durch intelligente Analysen während der Fahrt können moderne Systeme hilfreiche Hinweise während der Fahrt liefern.
Wird zu stark gebremst oder beschleunigt, bekommt der Fahrer sanfte akustische oder visuelle Signale zu hören oder zu sehen. Die Fahrer können sich dann nach den Fahrten detaillierte Auswertungen anschauen und bekommen so Feedback, wo es gut lief und wo es noch Luft nach oben gibt.
Mission und Herausforderungssystem
Mission und Herausforderungssysteme lehnen sich an Abenteuerspiele an, wo der jeweilige Spieler bestimmte Missionen und Abenteuer absolvieren muss. Wie kann das auf Fahrerkartendaten übertragen werden? Mithilfe der Daten erstellt das jeweilige System maßgeschneiderte, unterhaltsame und nützliche Aufgaben.
„Minimale Brems-Challenge auf 100 Kilometer” könnte sich beispielsweise eine der Herausforderungen nennen. Die Fahrer, sollten Sie sich entschließen, die Mission anzunehmen, müssten dann an einem Tag 100 Kilometer mit minimalem Bremseinsatz schaffen. Auch hier könnten bei Erfolg wieder Punkte oder andere Belohnungen winken.
Denkbar sind hierbei auch zeitlich begrenzte Teamwettbewerbe. Dabei würden alle gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten. Knackpunkt ist hierbei, ein Gleichgewicht zwischen Herausforderung und Erreichbarkeit mit realistischen Zielen herzustellen. Das dürfte aber mit der Nutzung tatsächlicher Fahrerdaten gut möglich sein.